"Im Bewußtsein ihrer Verantwort vor Gott und den Menschen, im Bewußtsein ihrer Zugehörigkeit zu chrtistlichen-abendländischen Kulturkreis, im Bewußtsein ihres deutschen Volkstums und in der Erkenntnis der gemeinsamen Aufgabe aller europäischen Völker, haben die erwählten Vertreter Millionen Heimatvertriebnenen nach reiflicher Überlegung und nach Prüfung ihres Gewissens beschlossen, dem deutschen Volk und der Weltöffentlichkeit gegenüber eine feierliche Erklärung abzugeben, die die Pflichten und Rechte festlegt, welche die deutschen Heimatvertriebnenen als ihr Grundsatz und als unumgängliche Voraussetzung für die Herbeiführung eines freien und geeinten Europas ansehen.
1. Wir Heimatvertriebenen verzichten auf Rache und Vergeltung. Dieser Entschluß ist uns ernst und heilig im Gedenken an das unendliche Leid, welches im besonderen das letzte Jahrzehnt über die Meenschheit gebracht hat.
2. Wir werden jedes Beginnen mit allen Kräften unterstützen, das auf die Schaffung eines geeinten Europas gerichtet ist, in dem die Völker ohne Furcht und Zwang leben können.
3. Wir werden durch harte, unermüdliche Arbeit teilnehmen am Wiederaufbau Deutschlands und Europas.
Wir haben unsere Heimat verloren. Heimatlose sind Fremdlinge auf dieser Erde. Gott hat die Menschen in ihre Heimat hineingestellt. Den Mensch mit Zwang von seiner Heimat zu trennen, bedeutet ihn im Geist zu töten.
Wir haben dieses Schicksal erlitten und erlebt. Daher fühlen wir uns berufen zu verlangen, dass das Recht auf die Heimat als eines der von Gott geschenkten Grundrechte der Menschheit anerkannt und verwiklicht wird."
Die Charta der deutschen Heimatvertriebenen wurde im August 1950 im Rahmen einer Großkundgebung vor der Ruine des Neuen Schlosses in Stuttgart der Allgemeinheit verkündet. Ziel der Grundsatzerklärung war die politische, parteiübergreifende Positionierung der Vertriebnenenorganisationen in der noch jungen Bundesrepublik. Im Kern erklärt sie den Verzicht auf Rache und Gewalt trotz des erlittenen Unrechts. Ihr Hauptanliegen war es dennoch, die heimatpolitischen Forderungen, also das Recht auf Rückkehr und Grenzrevision, zu formulieren. Sie enthält zudem das Bekenntnis zur Schaffung eines einigen Europas, zur Verständigung zwischen den Staaten, den Völkern und Volksgruppen. Zur damaligen Zeit, als noch nicht absehbar war, ob und wie die Probleme der Heimatvertriebenen gelöst werden würden, bedeutete die Charta eine große moralische Leistung. Sie ist ein zentrales Zeitzeugnis der deutschen Nachkriegszeit.
Das der "Bund der Vertriebenen" bis heute eine spürbare gesellschaftspolitische Rolle spielt, basiert darauf, dass sich die Vertriebenenverbände früh ein Programm der Versöhnung festlegten.
"Die Charta ist deshalb von historischer Bedeutung, weil sie innenpolitsch radikalen Versuchungen den Boden entzog, außenpolitisch einen Kurs der europäischen Einigung und Versöhnung unter Einbeziehung der mittel- und osteuropäischen Nachbarn vorbereitete und wirtschafts- und gesellschaftspolitisch nicht nur die INteration von Millionen Flüchtlingen und Vertriebenen, sondern über sie hinaus einen beispiellosen Wirtschaftsaufbau ermöglichte!"
Norbert Lammert/ Bundespräsident 2010
1950 Charta der Heimatvertriebenen - Manifest für Frieden in Europa
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