Sudetendeutsche Geschichtstafel

  • 9 v. Chr.   wandern die germanischen Markomannen nach Boiohaemum d. h. Heimat der Bojer, ein und errichten ein großes germanisches Reich unter ihrem Könige Marbod. Sie verdrängen die keltischen Bojer, deren Siedlungsgebiet, Boiohaemum, sich aber nicht mit dem heutigen Böhmen deckt, sondern bis zur Donau reicht. In Mittel- und Nordböhmen siedeln germanische Hermunduren ( Thüringer ). - Schlesien erhält seinen Namen von den Silingen, einem Volke der suebischen Wandalen. 
  • 397 n. Chr. reist die Markomannenkönigin Fritigid zum hl. Kirchenlehrer Ambrosius nach Mailand, der für sie einen Katechismus geschrieben hat. 400-500 die germanische Bevölkerung Böhmens nimmt ab. Die Markomannen ziehen als "Baiwaren", " Bajuwaren "(d.h. Männer aus Baihaim) nach Bayern. 
  • 500-600 wandern slawische Stämme als Knechte, als Sklaven der Awaren (Türken) in die von den teilweise von Germanen verlassenen Räumen ein. Ein Teil der germanischen Bevölkerung sind zurückgeblieben. 
  • 623       befreit der fränkische Kaufmann Samo slawische Stämme aus der Knechtschaft der Awaren und errichtet als König das erste slawische Reich, dessen Mittelpunkt wahrscheinlich Böhmen ist und das sich bis zu den Alpen erstreckt. 805 macht Karl der Große Böhmen und Mähren tributpflichtig, nachdem er die awarische Gefahr durch mehrere Kriegszüge beseitigt hat. Der Name Karls wird zur Bezeichnung für den König bei Tschechen und Polen (Kral, Krol = König). 
  • 845   14 böhmische Fürsten lassen sich in Regensburg am Hofe des deutschen Königs taufen. 895  nach dem Zerfall des Großmährischen Reiches, dessen Begründer Rastislaw das Land durch die aus Byzanz gerufenen Missionare Cyrill und Method an den Osten binden wollte, gehen zum ersten Mal böhmische Fürsten, darunter der Premyslide Spitignew, freiwillig auf den Reichstag nach Regensburg, um bei König Arnulf um Wiederaufnahme in das Deutsche Reich zu bitten. Die Entscheidung für den Westen ist gefallen. 
  • 929  ermordet der Premyslide Bleslaw seinen Bruder, den regierenden Tschechenherzog Wenzel, wegen dessen Freundschaft zum Deutschen Reich und zu dem von deutschen Priestern verkündeten und vertretenen Christentum. Der deutsche König Heinrich I. erscheint daher vor Prag, um den Aufstand der heidnischen Nationalpartei niederzuwerfen. 
  • 950  erst erkennt Herzog Boleslaw der Grausame die deutsche Lehenshoheit an und leistet Heeresfolge, so in der Schlacht auf dem Lechfeld 955. 
  • 995  beenden die Premysliden, das Herzogsgeschlecht des um Prag siedelnden Stammes der Tschechen, die politische Einigung ganz Böhmens durch die Ausrottung des Geschlechts der Slawnike. 
  • 973  Gründung des Prager Bistums. Sie ist ein besonderes Verdienst des hl. Wolfgang, Bischofs von Regensburg. Böhmen wird aus dem Verband von Regensburg gelöst und dem Erzbistum Mainz untergeordnet. 
  • 976  beim feierlichen Einzug des ersten Bischofs, des sächsischen Benediktinermönches Thietmar, in Prag singen die Herzöge und Vornehmen: "Christ uns gnade, Kyrie eleison, und die Heiligen aller helfen uns, Kyrie eleison!" Weitere sächsische Benediktiner unter den Nachfolgern: Thiddag, Eckhart, Izzo.
  •  983  wird der hl. Adalbert zum Prager Bischof gewählt; er ist ein Sohn Slawniks, Verwandter des deutschen Kaisers Heinrich II. und ein Freund Ottos  III., Schüler der Magdeburger Domschule. 
  • 993   gründet der hl. Adalbert das Benediktinerkloster St. Margaret in Brewnow. 
  • 997     wird Adalbert, der vor den heidnischen Leidenschaften seiner Landleute geflohen und als Missionar nach Osten gegangen war, von den heidnischen Preußen erschlagen. 
  • 1004  Kaiser Heinrich II. vertreibt den polnischen Herzog Boleslaw Chrobry, der Böhmen, Mähren und Schlesien erobert hatte. Böhmen wird ein deutscher Lehensstaat. Die böhmischen Herzöge sind zum Besuch der Hoftage und zur Heerfahrt verpflichtet. 1030  entreißt der böhmische Herzogssohn Bretislaw den Polen Mähren, um es mit Böhmen zu vereinigen und beide Länder vom Deutschen Reich als Lehen zu empfangen. 
  • 1034-1055  Herzog Bretislaw, der sich nach der Eroberung Polens unabhängig machen wollte, wird vom deutschen König Heinrich III. zur Anerkennung der deutschen Lehenshoheit aufgefordert. 
  • 1006  Der selige Günter, einem deutschen Fürstenhaus entstammend, Mönch des Benediktinerklosters Altaich, läßt sich als Einsiedler im Böhmerwald nieder und schafft mit eigener Hand durch den Urwald neue Verbindungswege zwischen Böhmen und Bayern. Auf ihn geht die Gründung  des Benediktinerklosters Raigern in Mähren zurück. Er stirbt 1045 und wird in Brewnow begraben. 
  • 1063  wird auf Wunsch des Herzogs Wratislaw  das Bistum Olmütz gegründet. 
  • 1085 verleiht Kaiser Heinrich IV. dem Herzog Wratislaw als Belohnung für treue Dienste den Titel eines Königs, Krönung erfolgt in Mainz. 
  • 1142  wird vom Prämonstratenser-Kloster Steinfeld bei Köln das Kloster Stahow gegenüber der Burg (Hradschin) gegründet. Die "weißen Mönche" werden zum bedeutendsten deutschen Missionsorden im Osten. 
  • 1117      kommen über Wunsch der Herzogin Richsa Benediktinermönche aus Zwiefalten in Württemberg nach Kladrau. Außerdem entstehen die Benediktinerklöster Münchengrätz, Postelberg, und Seelau. 1142 wird von Waldsassen aus das Zisterzienser-Kloster Sedletz bei Kuttenberg gegründet. Die "Grauen Mönche" werden neben ihrer Mission zu Wegbereitern des Garten- und Feldbaues im Osten. 
  • 1158  Herzog Wladislaw II. (1140-1173) erhält für seine Treue von Kaiser Friedrich Barbarossa die Königskrone auf dem Reichstag zu Regensburg. Er gründet das Zisterzienser-Kloster Plaß, indem er Mönche aus Langheim, Oberfranken, einlädt, ”damit das Land Böhmen durch ihre heilige Ansiedlung erleuchtet, gekräftigt und mit dem Dufte des Wohlgeruches erfüllt werde". 
  • 1173-1178         Herzog Sobieslaw II. stellt den Deutschen, die im Suburbium von Prag wohnen, einen  "Schutzbrief " aus: “...ich will, daß diese Deutschen, wie sie durch ihre Abstammung von den Böhmen verschieden sind, so auch durch ihr Gesetz und ihr herkömmliches Recht sich von diesen unterscheiden. ...wie sie schon seit der Zeit meines Großvaters des Königs erfreute.” Wer es aber vielleicht wagen sollte unsere Zugeständnisse  zu verletzen in dem er die vorgenannten Deutschen über das festgesetzte Recht hinaus stark belastet, der soll wissen, dass er wie ein Verbrecher an der Königlichen Majestät bestraft wird und außerdem den Fluch des  Allmächtigen Gottes  in die Ewigkeit zu tragen haben wird ". Dieser "Schutzbrief" der Deutschen bestätigt  König Wenzel, der von 1230-1253 regierte. (Jan (Johann) Hus wurde 1415 beim  Konstanzer Konzil  als Ketzer verbrannt.) 
  • 1198     Herzog Premysl Ottokar I. erhält vom Staufen Philipp die erbliche Königswürde. 1199    wird von Waldsassen aus das Zisterzienser-Kloster Osseg gegründet. 
  • 1205  wird von deutschen Zisterzienser-Mönchen  aus Plaß das Kloster Welehrad in Mähren gegründet. 1212  Kaiser Friedrich II. bestätigt durch die goldene Bulle die Verleihung der erblichen Königswürde. Die böhmischen Fürsten sind zur Stellung von 300 Mann zum Römerzug verpflichtet. 
  • 1215  erhält der Johanniter-Orden in Mähren vom Markgrafen Wladislaw Heinrich das Recht, auf allen seinen Besitzungen Kolonisten nach dem festen Recht der Deutschen anzusiedeln. 
  • 1230-1253 König Wenzel I.; er bestätigt den Schutzbrief der Prager Deutschen ("Wer es aber vielleicht wagen sollte, unsere Zugeständnisse  zu verletzen, indem er die vorgenannten Deutschen über das festgesetzte Recht  hinaus stark belastet, der soll wissen, dass er wie ein Verbrecher  an der königlichen Majestät bestraft wird und außerdem  den Fluch des Allmächtigen Gottes in Ewigkeit zu tragen haben wird") 
  • 1249     berichten die Kolmarer Jahrbücher, daß der böhmische König mit Hilfe der Deutschen aus den Gold- und Silberbergwerken ungeheuren Reichtum aufhäufte. 
  • 1235  kommt Reimar von Zweter, der Schüler Walthers von der Vogelweide, an den Hof König Wenzels I. und bleibt da 6 Jahre. Damit setzt in Böhmen eine Nachblüte der höfischen Dichtung ein. Ulrich von dem Türlin, Heinrich Frauernlob, der Meißner u. a. halten sich bei Hofe auf. 
  • Um  1250  wird Ulrich von Eschenbach in Böhmen geboren, der erste namentlich bekannte deutsche Dichter aus Böhmen. Er verleiht alten Dichterwerken neuen Glanz. König Wenzel II. selbst dichtet deutsche Lieder. Höhepunkt  dieser dichterischen Blütezeit in Böhmen ist die epische Dichtung des vermutlich in Böhmen geborenen Heinrichs von Freiberg 
  • 1300. 1253-1278  König Premysl Ottokar II; er beruft deutsche Handwerker und Bauern, um durch Gründung deutscher Städte eine gediegene wirtschaftliche Grundlage für die königliche Macht zu sichern. Deutsches Rittertum stellt die Beamtenschaft des Königs. Da er sich aber vom tschechischen Adel für eine Politik gegen die Einigung des Deutschen Reiches gewinnen läßt, wird er von König Rudolf I. von Habsburg  am 26. August 1278 auf dem Marchfelde geschlagen. 
  • 1245-1281 Bruno von Schaumburg, Bischof von Olmütz und Kanzler König Premysl Ottokar II., der große Kolonisator Nordmährens, gründet 200 deutsche Ortschaften. 1259   wird das Zisterzienserstift Hohenfurt von Wok von Rosenberg gegründet. 
  • 1306   Aussterben der Premysliden. Der Habsburger Rudolf, Albrechts I. von Österreich Sohn und dann Herzog Heinrich von Kärnten kommen kurz zur Regierung. 
  • 1310-1346 Johann von Luxemburg. Durch Einfluß des Mainzer Erzbischofs Peter Aspeld kommen die Luxemburger nach Prag. Johann führt eine Blüte deutschen Rittertums in Böhmen herauf. In Kämpfen erblindet, fällt er in der Schlacht bei Crecy, als er den Franzosen gegen die Engländer zu Hilfe eilt. 
  • 1322 König Johann erwirbt von Ludwig dem Bayern das Gebiet von Eger als Pfand. 
  • 1335   löst König Johann ganz Schlesien von Polen ab und verbindet es mit Böhmen. 1346-1378 macht Karl IV., der Sohn Königs Johanns, als römisch-deutscher Kaiser Prag zum geistigen Mittelpunkt des Deutschen Reiches, auch Karlsbad geht auf ihn zurück. 1344  wird Prag auf Betreiben Karls - damals noch Mitregent - selbständiges Erzbistum. Es soll Mittelpunkt des religiösen Lebens nördlich der Alpen werden. 
  • 1348    Karl IV. gründete in Prag die erste Universität des Deutschen Reiches. Von den vier Landsmannschaften, denen die Universität gewidmet ist, sind drei deutsch: die bayerische, die sächsische und die polnische. In der "böhmischen Nation" sind die Deutschen der Sudetenländer vertreten. 
  • 1353  überträgt Karl IV. dem aus der Kölner Bauhütte hervorgegangenen Baumeister und Bildhauer Peter Parler aus Schwäbisch-Gmünd (1333-1399) die Fortsetzung des von Arras begonnenen Dombaues auf der Prager Burg (tschechisch Hradschin). Parler baut auch die Moldaubrücke, die Teinkirche, die Kuttenberger Barbarakirche. Blütezeit der Gotik in Böhmen. Die Prager Zünfte der Goldschmiede, Plattner und Kannegießer machen Prag auch zum Mittelpunkt ihrer Kunst. 
  • Um  1350  entsteht die erste vollständige deutsche Übersetzung des Neuen Testamentes, wahrscheinlich in Böhmen. Die älteste erhaltene Handschrift davon ist in der im Stift Tepl aufbewahrte Tepler Kodex (auf seinen Text geht auch der erste deutsche Bibeldruck, Straßburg 1466 zurück). Ein Prachtstück ist die Wenzelsbibel, eine Bilderhandschrift des Alten Testament aus der Schreibstube des Prager Richters Martin Rotlöw. Teilübersetzungen sind der Krummauer und der Hohenfurter Psalter. 1350  Johannes von Saaz in Schüttwa geboren, Magister der Prager Universität  (erste Deutsche Universität), dann Stadtschreiber in Saaz. Er schreibt 1400 das dialektische Meisterwerk: “Der Ackermann aus Böhmen", die erste bedeutende Dichtung in neuhochdeutscher Sprache. Um 1414 gestorben. 
  • 1353  Johann von Neumarkt wird Kanzler der Reichskanzlei Karls IV. in Prag. Als solcher hat er großen Anteil an der Schöpfung der neuhochdeutschen Sprache. Eigene Übersetzungen, wie  "Das Buch der Liebkosung". 1364 Bischof von Olmütz. 1320 schreibt eine im 17. Jahrhundert als Dalimil bezeichnete, historisch nicht indentifizierbare Person, eine Reimchronik von Böhmen, worin die Deutschen als Fremde dem Hass seiner Landsaleute ausgesetzt werden. Nach dem Zeugnis des tschechischen Professors Radl hat diese Chronik dem Hass der Tschechen gegen die Deutschen den rassistischen Charakter eingehaucht. (Selbst Tschechen haben dieses unehrenhafte, verleumderische und ketzerische Treiben verurteilt). 
  • 1363  beginnt in Prag der österreichische Augustinerchorherr Konrad Waldhauser seine gewaltigen Buß-Predigten ("Posaune Gottes"). 
  • 1367  Tschechische Unruhen gegen deutsche  Studenten in Prag. Karl der IV. lehnt die Forderung der Tschechen , die deutschen  Studenten  auszuweisen, mit der Begründung ab, er wolle, daß in Prag Deutsche und Tschechen wohnen. 1384  Die Zahl der deutschen Studenten übertrifft die Zahl der tschechischen um das Zehnfache. Die Tschechen reißen mit Gewalt die Mehrheit im Karlskollegium der Magister an sich. 
  • 1385  Der Prager Hochschullehrer Heinrich von Oyta geht nach Wien und baut hier gemeinsam mit Heinrich von Langenstein die Universität neu auf. 1409  König Wenzel IV. (1378-1419), der charakterschwache Sohn Karls IV., erläßt das Kuttenberger Dekret, wonach in Umkehrung des bisherigen Verhältnisses die böhmische Nation 3 Stimmen, die übrigen drei deutschen Nationen insgesamt  nur 1 Stimme an der Universität erhalten. Treibende Kraft der tschechischen Revolution ist der Magister Johannes Hus. Von der Kanzel fordert er das tschechische Volk auf, Gott für die Ausschließung der Deutschen zu danken. 5000 deutsche Professoren und Studenten (2000 an einem Tage ) verlassen Prag. Noch im selben Jahr wird die Universität Leipzig gegründet. (Die zweite deutsche Universität Leipzig) 1369-1415  Johannes Hus; er übernimmt wörtlich die Schriften und Reden des englischen Reformator John Wyclif und benutzt sie, um an der Prager Universität eine scharfe ketzerische  Opposition gegen die Deutschen zu organisieren. In demagogischen Kanzelreden peitscht er die Prager Gassen auf. Da das Allgemeine Konzil in Konstanz (1414), auf dem alle europäischen Nationen vertreten sind, von ihm einen Widerruf der Irrtümer verlangt, um die abendländische Einheit zu wahren, kann er nicht mehr zurück. Er wird am 6. Juli 1415 als Ketzer verbrannt. 
  • 1419  Sturm der Hussiten auf das Neustädter Rathaus, wo aufrührerische Anhänger gefangen gehalten werden. Die Ratsherren werden zum Fenster hinabgestürzt. Beginn der Hussitenkriege. In diesen Kriegen, in denen Jan Ziska (gest. 1424) durch eine neue Kriegstaktik (Wagenburg) Erfolge über die deutschen Ritterheere von König Siegesmund erringt, werden die deutschen Städte und Dörfer, Klöster und Kirchen verwüstet, beraubt, die Deutschen ohne Unterschied des Geschlechts und des Alters verbrannt, ertränkt und erschlagen, das Deutschtum im Innern vernichtet oder an die Ränder (Nordwesten) zurückgedrängt. 
  • 1421  werden die Hussiten am Maria-Schnee-Fest (5. August) bei der Belagerung von Brüx zum ersten Mal besiegt. 1434  wird der radikale Flügel der Hussiten (Taboriten) in der Schlacht von Lipan von den gemäßigten Utraquisten (Kelchnern) geschlagen: Ende der Hussitenkriege. 
  • 1450 Aufführung des Egerer Fronleichnamsspieles. 1500    Wladislawsche Landesordnung: Vom tschechischen Adel beschlossen, vom schwachen Jagiellonen Wladislaw II. bestätigt, steigert sie die Macht des Adels ins Unermessliche.Der Adel reißt die Landesämter, die Gesetzgebung, die Verwaltung und die Gerichte an sich. 
  • 1515  entsteht St. Joachimstal, die "Wunderstadt des Erzgebirges", aus wilder Wurzel. Schon nach 20 Jahren zählt sie 17.000  Einwohner. Der Erzbergbau blühte im Erzgebirge auf, wo noch zahlreiche andere Städte gegründet werden. 1518  wird der erste Joachimstaler, kurz Taler genannt, geprägt, der in der neuen Welt als Dollar Münzeinheit wird (skandinavisch Daler, holländisch Daalder). 
  • 1523  verfaßt Eleutheropius für Elbogen auf Geheiß des Grafen Sebastian Schlick die erste lutherische Kirchenordnung auf böhmischem Boden. 1526  wird der Habsburger Erzherzog Ferdinand, König von Böhmen und verbindet Böhmen für vier Jahrhunderte mit dem Hause Habsburg. Er gerät sofort in schwere Konflikte mit dem Adel, der die protestantisch-lutherische Bewegung dazu mißbraucht, einen Ständestaat  wieder herzustellen. 
  • 1531    klagen die Katholiken, dass sie bereits 150 Pfarreien an das Luthertum  verloren hätten. 1518-1561 Nikolaus Hermann aus Altdorf bei Nürnberg, Lehrer und Rektor in St. Joachimsthal, einer der bedeutendsten evangelischen Liederdichter überhaupt. 
  • 1532  kommt Johann Mathesius als Schulrektor nach Joachimsthal, wird 1545 Pfarrer und macht diese Stadt zum geistigen Vorort des Luthertums in Böhmen. Hier wird eine der ersten lutherischen Kirchen überhaupt (von Benedikt Rieth) erbaut. Mathesius schreibt als Freund Luthers dessen Biographie und eine Bergwerkspostille. 
  • 1555  kommt Petrus Canisius, der die erste deutsche Gesellschaft der Jesuiten gegründet hat, nach Prag. Er ist von König Ferdinand beauftragt, das Klemenskolleg in der Altstadt zu einer Hochschule auszubauen. 
  • 1567 erscheinen die "Geistlichen Lieder" des Bautzener Stiftdekans Johannes Leisentritt (aus Olmütz), der damit zum stärksten Anreger des deutschen katholischen Kirchengesanges und zum Wegbereiter der deutschen Einheitslieder wird. 1576-1612 Kaiser Rudolf II. macht Prag zu seinem Sitz und wieder zu einem geistigen Mittelpunkt. Die Astronomen Tycho de Brahe und Johannes Kepler und der Arzt Jessinius wirkten hier. 
  • 1615  fassen die böhmischen Stände auf dem Generallandtag den Beschluss, die deutsch-feindlichen Bestimmungen der Wladislawischen Landesordnung noch zu überbieten: Ausländer sollten so lange nicht als Bürger aufgenommen werden, solange sie nicht die tschechische Sprache erlernt hätten. Auf dem Landtag und vor Gericht dürfe nur tschechisch verhandelt werden. 1618    zweiter Fenstersturz: Wegen Meinungsverschiedenheiten über die Auslegung des Majestätsbriefes, durch den Kaiser Rudolf II. 1609 den Protestanten weitgehend Religionsfreiheit gewährt hatte, kommt es zu einen Tumult auf der Prager Burg (Hradschin). Die tschechisch-protestantischen Stände stürzen die Landesbeamten Slawata, Martiniz und den Ratschreiber Fabritius zum Fenster des Ratssaales hinab: das Signal zum 30 jährigen Kriege. 
  • 1619  setzen die böhmischen Stände den Habsburger Ferdinand II. ab. Etwa 150 Adelige wählen Friedrich V. von der Pfalz (Winterkönig) zum böhmischen König. 
  • 1620  schlägt das von Tilly befehligte Heer Ferdinands II.  den Winterkönig in der Schlacht auf dem Weißen Berge entscheidend. Ferdinand II. ist wieder unbeschränkter Herr Böhmens. 
  • 1624  die Böhmische Hofkanzlei wird nach Wien verlegt  und durch ein kaiserliches Generalpatent eine entschiedene Gegenreformation eingeleitet. Nach dem durch die Religionskämpfe zum Recht erhobenen Grundsatz "Cujus  regio, ejus religio" (Der Landesherr bestimmt die Religion des Staates) werden die deutschen und tschechischen Protestanten vor die Wahl gestellt, entweder das Land zu verlassen oder sich katholisieren zu lassen. Die Reformationskommissare erhalten vom Prager Erzbischof die Weisung, dass die Bekehrung "nur in Freiheit und Liebe" durchzuführen sei. 30.000 protestantische Familien verlassen das Land. Sie dürfen ihr Eigentum in Geldwert mitnehmen. 
  • 1627  erlässt Ferdinand II. die "Vernewerte (erneuerte) Landesordnung". Sie beseitigt die Vorrechte des am Weißen Berg geschlagenen Adels, nimmt die Deutschen in Schutz und erklärt Böhmen als Erbland der Habsburger Dynastie. Die deutsche Sprache wird gleichberechtigte Landessprache. Da zwischen dem König und den Völkern keine "Stände" mehr stehen, kann sich bei den Tschechen und Deutschen ein gemeinsamer Landespatriotismus entwickeln. 
  • 1567-1643 Christoph Demantius, in Reichenberg geboren, bedeutender Kirchenmusiker. 
  • 1611-1675 Andreas Hammerschmid aus Brüx, berühmter Kontrapunktist. 
  • 1634 Ermordung Albrechts von Wallenstein, des Herzogs  von Friedland und Oberbefehlshaber des kaiserlichen Heeres, in Eger. Um seine Truppen auszurüsten, steigert er in nördlichen Böhmen die Herstellung von Tuchen, Leinwand, Schuhwerk  und Eisengeräten zur gewerblichen Großerzeugung und legt damit den Grund zur gewerblichen und industriellen Vorzugstellung Böhmens im Habsburgerreich. 1620-1690 Blütezeit des katholischen Kirchenliedes: B. Christel, Müglitz; M. Schuffenhauser ("Lyra ethica"); Wegener, Herrschaftshauptmann von Schlackenwerth ("Österreichische Kriegs- und geistliche Feldposaune"), Prokop von Templin (O Jesu parvule, nach dir ist mir so weh......). 
  • 1654 Neubegründung der Prager Universität durch Ferdinand III. als Carolina-Ferdinandea. 1655 Gründung des Bistums Leitmeritz und 1660 des Bistums Königgrätz. 
  • 1627-1650 Blüte der lateinischen und deutschen Barock-Dramen der Jesuiten in Prag. 
  • 1650 König Ferdinand III. erlässt am 26. Juni ein Dekret, daß jeder Professor der Prager Universität gleich bei seinem Antritt und hinfort am 8. Dezember öffentlich den Glaubenseid zu leisten habe, dass die hl. Jungfrau ohne Makel  der Erbsünde empfangen sei. Auf dem Altstädter Ring läßt der König zu gleicher Zeit als Dank für die Wiederherstellung des Friedens eine Mariensäule errichten. Das Dekret wurde von Josef  II. aufgehoben, die Mariensäule vom tschechischen Mob 1918 gestürzt. 
  • 1668-1735 Peter Brandl (geb. in Prag), bedeutendster Maler des Barock. 1683 fertigt der Zipser Johann Brokoff das Gußmodell für das Standbild des hl. Johannes von Nepomuk auf der Prager Karlsbrücke an, das Urbild unzähliger Brückenheiliger. Andere Standbilder der Karlsbrücke stammen von Ferdinand  Maximilian Brockoff und Matthias Brau, die zu den bedeutendsten Barockbildhauern Mitteleuropas gehören. 
  • 1687-1753 Baltasar Neumann aus Eger, Hauptbaumeister des Barocks in Deutschland: Residenz in Würzburg, Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen u.s.w. 1689 -1751 In Kilian Ignaz Dientzenhofers Bauten gipfelt die Barockarchitektur Böhmens. Er versieht die Städte  des halben Landes  mit Plänen für Kirchen und Paläste. Sein Hauptwerk ist die Chorpartie der Niklaskirche auf der Prager Kleinseite mit der unübertroffenen Kuppel-Turm-Gruppe. Das Langschiff dieser Kirche hat sein Vater Christoph Dientzenhofer gebaut. 
  • 1729  Die Heiligsprechung des Johannes von Nepomuk gestaltet sich zu einer religiösen und weltlichen Volksfeier von unerhörter Pracht. 1680 1716 entwickelt sich im Piaristenorden um den Gelehrten Sackel eine hohe Schule der mathematischen Wissenschaft. Die Farbenlehre "Thaumantias" des Landskroner Arztes Marcus Marci erregte die größte Aufmerksamkeit von Leibniz und Goethe. 
  • 1740  beginnt die Habsburgerin Maria Theresia zu regieren (bis 1780). Ihr größter Verdienst: Durch großzügige Schulreformen verhindert sie, dass es zwischen der Überlieferung und der aus dem protestantischen Norden eindringenden Aufklärung zu einen Bruch kommt. 
  • 1752  wird der Jesuit Joseph Stepling, ein sehr bedeutender Astronom, Direktor der Philosophischen Fakultät in Prag. Begründer  der neuen Naturwissenschaft in Böhmen. 
  • 1764 wird als erster Nichtjesuit und Laie Karl Heinrich Seibt (1753 im Nordböhmischen Niederland geboren), der in Leipzig Gottscheds und vor allem Gellerts Schüler gewesen war, an die Philosophische Fakultät berufen. Mit ihm beginnt eine neue Pädagogik, in der richtiges Denken (Stil und Schreibart) und gemeinbürgerliche Gesinnung zu einer Einheit verschmolzen werden. Sein bedeutendstes Werk: "Vom Einfluß der Erziehung auf die Glückseligkeit des Staates" (1771). Er erhält 1774 die Oberaufsicht über die Lateinschulen, wird Direktor der Philosophische Fakultät und bildet einige Generationen fortschrittlicher Erzieher im Geiste der Aufklärung heran. Großer Einfluss auf die erwachende tschechische Geistigkeit. Stirbt 1806. 1719-1790 der Piarist Gelasius Dobner wird durch seine vernichtende Kritik an der Chronik Hajeks der Vater  der kritischen Geschichtsschreibung in Böhmen. 1739-1799 Karl Ditters von Dittersdorf, in Wien geboren, Kapellmeister beim Fürstbischof von Breslau auf Schloß Johannesberg, auch Forstmeister und Amtshauptmann von Freiwaldau, komponiert komische Opern ("Doktor und Apotheker") und Sinfonien. 1763 muss Maria Theresia  im Hubertusburger Frieden auf den "Garten” Schlesien endgültig verzichten und kann nur den "Zaun", das kleine Österreich- Schlesien, behalten. 1765-1790 Josef II. (von 1780 an Alleinherrscher): Aufgeklärter Despotismus. Vorantreiben der Aufklärung auf Kosten und gegen die Überlieferung. Toleranzpatent. Aufhebung der Leibeigenschaft macht ihn zum viel verehrten "Volkskaiser". 1740-1801 Ferdinand Kindermann, Ritter von Schulstein, Bischof  von Leitmeritz. Als Pfarrer von Kaplitz lenkt er durch eine Muster-Volksschule nach dem Vorbild des Abtes Felbiger die Aufmerksamkeit auf sich und wird zum  Volksschuloberaufseher  in Böhmen ernannt. Unter seiner Leitung wird die Zahl  der Schulen von 1315 auf 2085 erhöht und die Zahl der Schulkinder vermehrte sich um 100.000. In Schüttenitz bei Leitmeritz gründete er die erste Landwirtschaftliche Fortbildungsschule. Seine Schulreformen gereichen auch den Tschechen  zu großen Nutzen. 1783  Abt Franz Stefan Rautenstrauch von Braunau organisiert  die staatlichen Generalseminare und führt  im theologischen Studium die Pastoral ein. Die aus diesen Seminaren hervorgegangenen aufgeklärten und dem Übernatürlichen weitgehend entfremdeten Priester  dienen mehr dem Staate als der Kirche und verleihen dem Katholizismus in den Sudetenländern rationalistische und aufs Praktische gerichtete Züge. 1783 Graf Franz Anton Nostitz stiftet das Ständetheater in Prag, in dem Mozarts "Don Juan" uraufgeführt wird. 1717-1790 entstehen in Nordböhmen die ersten Tuchfabriken (Manufakturen). In Mähr. Ostrau beginnt  die erste Kohlenförderung, im Brüxer Revier hat sie im Tagbau bereits 1613 begonnen, in der Umgebung von Komotau 1550. 1780  in Eger wird Sebastian Grüner geboren. Er wird ein Freund Goethes und schreibt die erste Volkskunde des Egerlandes. 1761-1817 Der in Krebitz (Nordböhmen) geb. Thaddäus Haenke wird einer der bedeutendsten Botaniker: "Blumenkalender für Böhmen", "Flora des Riesengebirges". Stirbt als großzügiger Kolonisator in Südamerika. 1770 Der aus Siebenbürgen stammende Mineraloge Ignaz v. Born gründet die "Königliche Böhmische Gesellschaft der Wissenschaften"- die erste öffentlich- rechtliche wissenschaftliche Gesellschaft auf dem Gebiete des Reiches. Diese Gesellschaft wird zum Mittelpunkt des aufgeklärten böhmischen Landespatriotismus, aus dem die tschechische nationale Wiedergeburt erwächst. 1781-1848 Bernhard Bolzano, Lehrer der Religionswissenschaft an der Prager Universität. Ahnherr der Phänomenologie in der Philosophie. Starker Einfluss  auf die führenden Vertreter der tschechischen Wiedergeburt. 1805 Über Vorschläge des aus dem böhmischen Niederlande stammenden Theologen und späteren Bischofs  Jakob Frint werden an den Universitäten Lehrkanzeln für Religionswissenschaft errichtet (Studentenfürsorge). 1808 kommt der in Taßwitz am 26. Dezember 1751 geborene Klemens Maria Hofbauer nach Wien, wird zum Begründer der deutschen Kongregation der Redemptoristen und zum Mittelpunkt der religiösen Erneuerung  in der Zeit der deutschen Romantik. 1777-1853 Der in Brünn geborene hervorragende  Pädagoge Vinzenz Milde wird Bischof von Leitmeriz, dann Erzbischof in Wien. Große Verdienste um die religiöse Erneuerung. 1793-1864 Charles Sealsfield (Karl Postl aus Poppitz bei Zneim) fängt in seinen Büchern das bunte Leben  der aufstrebenden Welt Amerikas ein. 
  • 1827/28 begründen Böhmerwäldler im Banat die Dörfer Wolfsberg, Weidenthal, Lindenfeld und Wolfswiese. 
  • 1829 Probefahrt des ersten Schraubendampfers, Erfinder ist der in Chrudim geborene Ing. Josef Ressel. 1831 erhält Vincenz Prießnitz (1799-1851) die behördliche Genehmigung, in Gräfenberg im Altvatergebirge eine Badeanstalt zu errichten, so das sein Kaltwasserheilverfahren nun in der ganzen Welt bekannt wird. (Vincenz Prießnitz war vor Pfarrer Kneipp Kaltwasserdoktor). 
  • 1832 erbaut Franz von Gerstner, dessen Vater Franz Josef der Begründer und erster Direktor der Technischen Hochschule in Prag (1806) gewesen ist, die erste Eisenbahn auf dem europäischen Festland zwischen Budweis und Linz, die als Pferdeeisenbahn betrieben wird, und später  die erste Dampfeisenbahnstrecke Russlands zwischen Petersburg und Zarskoje Selo. 
  • 1837-1848 Die in Prag erscheinende Zeitschrift "Ost und West" versucht zum letzten Mal eine gemeinsame geistige Basis von Tschechen und Deutschen in Böhmen zu erhalten. Der Versuch scheiterte an der Revolution von 1848, die eine neue Periode der Nationalitätenkämpfe eröffnete. 
  • 1848 Am 11. März versammeln sich Tschechen und Deutsche im Wenzelsbad von Prag und verlangen einen Landtag, vollkommene Gleichberechtigung der "böhmischen" und deutschen Nationalität und Aufrechterhaltung des staatlichen Verbandes. 
  • 1848 Am 31. Mai "Slawenkongress"  in Prag. Ideologische Begründung des Panslawismus, Beginn der romantischen Schwärmerei für Russland, Liebeswerben um die Gunst Frankreichs. 1848 Gründung des "Zentralvereins der Deutschen in Böhmen" als Schutzverband gegen den tschechischen Kampfverein "Slovanska Lipa " (slawische Linde). 
  • 1823-1917 Hans Kudlich aus Lobenstein in Schlesien vollendet im Geiste  der 48-er Revolution die von Josef II. begonnene Bauernbefreiung, muß aber vor dem absolutistischen Regime nach Amerika fliehen, wo er als Arzt in Hoboken bei New York stirbt. 
  • 1849 29 deutsch-böhmische Abgeordnete fordern in einer Petition an den Verfassungsausschuss in Kremsier die Bildung möglichst autonomer Kreise in der Provinz. Die Kremsierer Verfassung, die einen Kompromiss zwischen Föderalismus und Zentralismus vorsah, wird nicht angenommen. Es kommt die oktroyierte Reichsverfassung vom 4. März. 1848-1916 Regierungszeit "Kaiser Franz Josefs I." 
  • 1855 Abschluß des Konkordates. Kern des Konkordates ist die konfessionelle Schule, Religion Mittelpunkt der Erziehung. 
  • 1822-1884 Gregor Mendel (geb. in Heinzendorf bei  Odrau), Augustinerabt in Brünn, begründet durch seine "Versuche über Planzenhybriden" (1866/70) die neue Vererbungslehre. 
  • 1800-1876 Joseph Ritter von Führich (geb. in Kratzau), bedeutender Maler der romantischen Richtung (Nazarener). 1805-1868 Adalbert Stifter  (geb. in Oberplan, gest. als Schulrat in Linz), größter sudetendeutscher Erzähler. In seinem Roman "Witiko" gestaltet er die Blütezeit des böhmischen Mittelalters. 
  • 1816-1896 Josef Rank  schildert in Romanen und Geschichten den Böhmerwald 1830-1916 Marie von Ebner-Eschenbach, größte sudetendeutsche Dichterin. Realistische Schilderin mährischen Lebens: "Das Gemeindekind", "Dorf - und Schloßgeschichten", "Krambambuli", usw. 
  • 1866 Krieg zwischen Preußen und Österreich  im Konflikt um Schleswig-Holstein. Österreich wird am 3. Juli bei Königgrätz entscheidend geschlagen. Friede von Prag am 23.August. Österreich scheidet aus dem Deutschen Bund aus. Das Slawentum in Sudetenland erhält dadurch mächtig Auftrieb. 
  • 1859 Der hundertjährige Geburtstag Friedrich Schiller wird zum nationalen Volksfest der Deutschen im Sudetenland. In allen Städten werden ihm als dem Sinnbild des Kampfes um Freiheit Denkmäler geweiht. 1862 Gründung des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen. 1852 wird in Eleonorenhain im Böhmerwald Richard von Kralik geboren, der im Geiste  der Romantik die Sendung Österreichs aus dem christlichen Mittelalter darzustellen versucht. Begründet mit Franz Eichert aus Nordböhmen die Zeitschrift "Der Gral". 
  • 1868 bringt der Liberalismus das Konkordat zu Fall. Hauptargument: Bei Königgrätz habe der preußische Schulmeister gesiegt. Es wird die überkonfessionelle Schule eingeführt. "Religion" (2 Stunden in der Woche) ist nur ein Gegenstand  n e b e n  den anderen "Fächern", nicht mehr pädagogischer Mittelpunkt. Die Auslaugung der "religiösen" Substanz, die auch die josefinische Aufklärung überdauert hatte, beginnt. Nationalismus, Marxismus, Los von Rom, usw. beginnen ihr zerstörendes Werk. 1860 stirbt der selige Johann Nepomuk Neumann aus Prachatitz als Bischof von Philadelphia. 1873/74 entdeckt und erforscht der Polarforscher  Julius von Payer, 1842 in Teplitz-Schönau geboren, das Franz-Josef-Land. 1874 wandert Dr. Ing. Gustav Lindental, 1850 in Brünn geboren, nach Amerika aus und wird dort der Altmeister der amerikanischen Brückenbaukunst. 
  • 1879 Bündnis Österreich  mit Deutschland. Trotz dieser außenpolitischen Bündnisse leben sich die dem Nationalstaatsgedanken anhängenden "Reichsdeutschen" oder "Binnendeutschen" mit den in anderen Staatsverbänden verbleibenden "Volksdeutschen" des Ostens auseinander. Die Deutschen der Sudetenländer sind auf Selbsthilfe angewiesen. 1881/82 wird die Prager Universität in  eine deutsche und eine tschechische geteilt. 1891 wird die "Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen” gegründet. Sprachenverordnung des Ministerpräsidenten Graf Badeni, durch welche in allen Ämtern Doppelsprachigkeit eingeführt wird. Die Sprache der Ureingabe  soll maßgebend sein. Die Tschechen jubeln: Das bedeutet die Durchbrechung  des geschlossenen Sprachgebietes. 1899 am 17. November  wird die Sprachenverordnung Badenis aufgehoben. Es beginnen die schweren Kämpfe um die sich immer schärfer herausbildende Sprachgrenze. Das geschlossene deutsche Sprachgebiet, das die Deutschen allein in Böhmen bewohnen, beträgt über 15.000 km² , größer als Sachsen. 1839-1920 Otto Willmann, in Lissa (Posen) geboren, lehrt in Prag; führender deutscher Pädagoge ("Didaktik als Bildungslehre"). 1860-1947 Gustav Leutelt zeichnet in seinen Romanen die Landschaft und Menschen seiner Isergebirgsheimat. 
  • 1875-1926 Reiner Maria Rilke, in Prag geboren, der wesentlichste deutsche Lyriker seit Goethe. 1879-1948 Hans Watzlik,  in Unterhaid geboren, gestaltet wiederholt  in Romanen und Gedichten Tragik und Glück  des Deutschtums in Böhmens. 
  • 1887 beginnen  in Nordböhmen die Katholikentage.  Der aus dem  böhmischen Niederlande  stammende Kaplan Ambros Opitz baut als Plattform im Weltanschauungskampf gegen den Liberalismus eine katholische Presse auf: Die "Österreichische Volkszeitung" in Warnsdorf, die "Reichspost" in Wien. Er wird dadurch einer der Hauptbegründer der christlich-sozialen Bewegung in der Politik. 1898-1908 Höhepunkt der “Los von Rom”-Bewegung. Die Verkündung des Unfehlbarkeitsdogmas (1870) ruft eine "Alt-katholische” Strömung hervor; um die Jahrhundertwende wird mit großem Aufwand vom "Reiche" her eine Abfallpropaganda durchgeführt. Sie hat trotz gewaltiger Aufmachung nicht den gewünschten Erfolg: 95 % der Sudetendeutschen bleiben katholisch. Das ist vor allem eine Folge der aus dem Barock nachwirkenden Volksgläubigkeit. Neue Wallfahrtsorte wie Philippsdorf blühen auf. 1901 fällt dem Bildhauer  Hugo Lederer der größte Monumentalauftrag seiner Zeit, das Hamburger Bismarckdenkmal zu. Franz Metzner schafft die wuchtige Skulpturen für das Leipziger Völkerschlachtdenkmal. 1899 der Prager Weihbischof Dr. Wenzel Frind, ein Sohn des böhmischen Niederlandes, veröffentlicht eine Schrift zum "Sprachenrecht", in der er die Nationalitätenkämpfe durch überzeugende Herausarbeitung  der ethischen (naturrechtlichen) Grundsätze des Sprachenverkehrs zu entgiften sucht. Aber es ist zu spät. Die weltanschaulich in die Verteidigung gedrängte Kirche wird von den Parteien nicht mehr gehört. 
  • 1910 Erzdechant Groß von Falkenau wird Bischof von Leitmeritz. Beraten vom Philosophen und Pädagogen Otto Willmann, übt er eine starke Wirkung in der religiösen Bewältigung der sozialen Probleme aus. 1903 wird vom Arzt Dr. Titta in Trebnitz der "Deutsche Volksrat" zum nationale Trennung der Schulverwaltung, Gebrauch beider Landessprachen bei den autonomen Behörden, nationalen Kataster usw. um einen tatsächlichen nationalen Ausgleich herbeizuführen. 
  • 1900-1914 gewaltiges Anwachsen der wirtschaftlichen Potenz der Sudetendeutschen. 1816 wird der erste maschinelle Betrieb in einer Tuchfabrik in Mähren eingeführt, 
  • 1914 zählt das Sudetenland 9.000 Fabrikbetriebe. Von rund 100 Millionen Kronen des Haushalts Böhmens bringen die Deutschen mehr als die Hälfte auf, erhalten aber nur 24 Millionen für ihre Bedürfnisse zurück. Die Deutschen finanzieren also den Ausbau eines tschechischen Staates. Von den Landesbeamten sind 515 Tschechen, aber nur 10 Deutsche. 
  • 1914 Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand. Ausbruch des 1 . Weltkrieges. Während die Tschechen in Massen zum Feind überlaufen, bringen die Deutschen der Sudetenländer schwerste Blutopfer. Im deutschen Nordböhmen und im Erzgebirge herrscht infolge eines von den Tschechen organisierten Verkehrsstreik Hungersnot. 1918 Zusammenbruch der österreichisch-ungarischen Monarchie. Am 28. Oktober proklamiert der Tschechische Nationalausschuss von Prag einen selbständigen Tschechoslowakischen Staat. Am 29. Oktober  wird die Konstituierung von Deutschböhmen, der Zusammenschluß des deutschen Nordmähren und Schlesien zu einer Provinz Sudetenland, der Anschluß Südmährens an Niederösterreich verkündet. 
  • 1919 am 2. April spricht die Friedenskonferenz von Paris, ohne dass die deutsche Bevölkerung auf Grund  des Selbstbestimmungsrechtes befragt worden wäre, der Tschechoslowakei die deutsche Gebiete zu. 
  • 1919 am 4. März, schießt tschechisches Militär in die wehrlose deutsche Bevölkerung und ermordet unzählige, die sich zu friedlichen Demonstration nur für das Selbstbestimmungsrecht zusammengefunden hat.  Der amerikanische Präsident Wilson hat sich verbürgt, dass das Selbstbestimmungsrecht eingehalten wird. 1919 der Versailler Friedensvertrag  vom 28. Mai legt die Grenzen des neuen Staates fest, der Friedensvertrag von Saint-Germain-en-Laye schreibt einen Minderheitsschutzvertrag vor. 
  • 1920 am 20. Februar wird von der tschechischen "Revolutionären Nationalversammlung" unter Ausschluß der Deutschen die Verfassung der Tschechoslowakischen Republik beschlossen. Obwohl die Deutschen ein geschlossenes Sprachgebiet von  26.000 km² ( 32 % des gesamten  Staatsgebietes der böhmischen Länder) bewohnen, obwohl die Deutschen in den böhmischen Ländern rund 3 Millionen Köpfe zählen, obwohl ihre wirtschaftliche Leistungen den prozentualen Bevölkerungsanteil noch um ein Mehrfaches übertrifft - wird der neue Staat auf Grund einer reinen Formaldemokratie als tschechischer  Nationalstaat konstruiert.

Quelle: Jahrbuch der Sudetendeutschen 1992

Amberg, den 29.10.1999 Friedrich Nather

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